Drei Denkmale im Kirchgarten

erinnern an drei Kriege und das Leid, das diese Kriege den Menschen in Erzhausen gebracht haben

Der rote Obelisk

1870/71, deutsch-französischer Krieg enthüllt am 17.August 1879, 9 Jahre nach der Schlacht bei Gravelotte/Lothringen, bei der die drei Erzhäuser gestorben sind, deren Namen auf dem Denkmal eingraviert wurden.

1968 vom vorderen Teil des Kirchgartens in den hinteren östlichen Teil versetzt

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Die Schlacht von Gravelotte ist eine der entscheidenden Konfrontationen der deutschen Armee mit dem französischen Heer im Krieg 1870/71 gewesen. In der Landschaft Lothringens, wenige Kilometer westlich von Metz, trafen im August die französische „Rheinarmee“ auf die Truppen des preußischen Generalstabschefs von Moltke. Otto v. Bismarck hatte in den Jahren seit 1866 erreicht, dass der Norddeutsche Bund unter der Führung Preußens im Kriegsfall auf die Unterstützung der Armeen der süddeutschen Staaten Bayern, Baden, Württemberg und Hessen-Darmstadt zählen konnten. [1] Daher stand eine Division des Norddeutschen Bundes unter dem Befehl des Prinzen Ludwig von Hessen, in die das Großherzogliche Hessische Leibgarde-Infanterie-Regiment 115 eingegliedert worden war.[2] 

Diesem Regiment gehörten die drei auf dem Monument genannten Gefallenen an: 
Georg Peter Lotz, Johann Georg Bamberger, Johann Ludwig Lindenlaub.
Ihre Namen sind auch auf der Gedenktafel für die 1870/71 Gefallenen des Regiments im Innenhof des Darmstädter Schlosses eingetragen. Otto Schumann hat alle drei Männer in seinem „Familienbuch Erzhausen“ verzeichnet und dort auch Informationen zu deren Leben und Sterben beigefügt, die aus dem Sterberegister des evangelischen Pfarramts stammen. [3] 

Alle drei waren junge Männer, 23, 21 und 25 Jahre alt und schon vor dem Kriegseinsatz schon langgediente Soldaten gewesen (2 Jahre 9 Monate; 3 Jahre 8 Monate; 2 Jahre, 10 Monate). 

Außer den Zivilpersonen in den umkämpften Ortschaften kamen dort an einem einzigen Tag auf beiden Seiten zusammen mehr als 32.000 Soldaten ums Leben oder wurden verwundet. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Gravelotte.

Über die weiteren Männer, deren Namen unter „Gestorben“ notiert sind, erfahren wir auf dem Denkmal leider nichts. Im Sterbenebenregister von Erzhausen, im Sterbebuch des Evangelischen Pfarramts und auch bei Otto Schumann finden wir ihre Lebensdaten. [4]
 

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 [1] Die „Militärkonvention“ von 1867 sah vor, dass die Armeen der süddeutschen Staaten im Kriegsfall in das Heer des Norddeutschen Bundes unter der Führung Preußens eingegliedert werden

[1] Das 1. Großherzoglich Hessische Leibgarde-Infanterie-Regiment Nr. 115 war ein Verband der Großherzoglich Hessischen Armee; vgl. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Leibgarde-Infanterie-Regiment_(1._Großherzoglich_Hessisches)_Nr._115 und http://www.sammlung-merschroth.de/Hessen_Militar/Infanterie/infanterie.html 

Das Infanterie-Regiment 115 existierte (in verschiedenen Formationen) im Kaiserreich und daher auch im Ersten Weltkrieg. Auch im Zweiten Weltkrieg gab es Einheiten, die auf dieses Regiment zurückgingen. Mit den Kriegshandlungen der Angehörigen dieses Regiments sowie mit der Traditionspflege dieser Einheiten am Leibgardistendenkmal auf dem Darmstädter Friedensplatz beschäftigt sich ein Forschungsprojekt im Institut für Geschichte der TU Darmstadt: 
https://www.geschichte.tu-darmstadt.de/institut_fuer_geschichte_1/fach__und_arbeitsgebiete_ifg/neuere_und_neueste_geschichte/forschung_ifg_nng/forschungsprojekte_ifg_nng/leibgardisten/das_projekt.de.jsp 

[1] Otto Schumann, Familienbuch Erzhausen, 2004; Bamberger Nr. 23; Lindenlaub Nr. 1195-1; Lotz Nr. 1239-5. 

Vgl. auch Sterberegister im evangelischen Pfarramt von 1870, Seiten 529,530,531.

[1] Sterbenebenregister der Gemeinde Erzhausen für die Jahre 1876 bis 1895: 
Lotz Nr. 13/1876; Haaß Nr. 7/1877 und Jost Nr. 10/1876. 

 

Philipp Lotz, Hutmachergeselle, geb. 15.2.1845, starb am 5.9.1876 im Alter von 31 Jahren. Johann Konrad Haaß, Pflästerergeselle, geb 5.10.1846, starb am 2.3.1877 im Alter von 30 Jahren. 
Johannes Jost, Eisenbahnarbeiter, geb. 23.1.1844, gestorben am 7.7.1876 im Alter von 32 Jahren.

Da die Namen der drei Männer auf dem Denkmal eingraviert sind, schließen wir, dass sie an den Kämpfen ab dem Sommer 1870 teilgenommen haben und dabei Verwundungen/Verletzungen erlitten, an denen sie viele Jahre später schließlich starben.

Johann Konrad Haaß hatte mit seiner Frau Margaretha zwei Kinder, darunter Nicolaus, geb. 1872. Ihm begegnen wir in der Liste der Gefallenen des Ersten Weltkriegs: Dort wird er unter der Nr. 32 geführt. Er ist mit 45 Jahren der älteste unter seinen gefallenen Kameraden.

Johannes Jost und seine Frau Anna Maria hatten vier Kinder, darunter Tochter Anna Elisabethe, geb. 1869. Sie starb, noch nicht 10 Jahre alt, 1879.

29.04.24

 

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